Der Schatten im Norden by Philip Pullman

Der Schatten im Norden by Philip Pullman

Autor:Philip Pullman [Pullman, Philip]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-22T12:15:09+00:00


Sie zögerte einen Augenblick, dann ließ sie den Hund in die Sackgasse trotten. Jetzt bewegte sich Mr. Brown. Er nahm den Revolver in die linke Hand, das Messer in die rechte und verbarg beides unter seinem Mantel. Leise kam er unter den Bäumen hervor und überquerte die Straße. Ohne nach rechts oder links zu schauen, glitt er in die Sackgasse und lauschte. Stille. Sie hatten ihn nicht bemerkt.

Im schwachen Lichtschein, der vom Ende der Gasse kam, konnte er sie sehen. Die Gasse war schmal, und der Hund war vor ihr hineingegangen. Sehr gut. Erst das Messer.

Er schob den Mantel beiseite, um beide Hände frei zu haben. Dann machte er ein paar Sprünge vorwärts, den Daumen an der Klinge, und war bei ihr, ehe sie Zeit hatte, sich umzudrehen. Sie hörte ihn erst im letzten Augenblick und wollte noch ausweichen, da stach er zu und traf. Sie keuchte, als ob ihr alle Luft auf einmal aus der Lunge gepresst würde, und fiel sofort zu Boden. Jetzt rasch die Hände wechseln. Das Messer steckte! Er ließ den Revolver in die rechte Hand fallen und zog mit der linken das Messer aus ihrem Körper, als der Hund auch schon zähnefletschend und knurrend angestürmt kam.

Das Tier stürzte sich auf ihn, als er feuerte. Beide fielen gleichzeitig, aber er stieß den Lauf der Waffe in die heiße Flanke und feuerte noch einmal - Schüsse, die wie Kanonenschläge in der engen Gasse widerhallten.

Es hatte ihn am linken Arm gepackt und bohrte die Zähne in sein Fleisch. Er schoss noch einmal, doch hatte er nicht mit dem Gewicht des mächtigen Tiers gerechnet. Es warf ihn wie eine Ratte gegen die Wand. Noch zweimal schoss er dem Hund in den Leib, geradewegs ins Herz. Er hörte, wie sein Armknochen brach --- dieses Vieh hätte ein Pferd, einen Stier töten können, diese ungeheure Kraft, es war entsetzlich ---

Er ließ den Revolver fallen und riss das Messer aus den gefühllosen Fingern seiner linken Hand.

Wo war er, oben oder unten? Ihm war, als würde er von einem Wirbelsturm hin und her geworfen.

Nun stach er mit dem Messer zu, immer wieder, kratzte an Knochen, wühlte in Fleisch, die Hand glitschig von Blut; alles vergebens, das Tier schien nichts zu spüren. Seine Zähne ließen nicht los, als hätten sie sich bis ins Mark verbissen. Der Schmerz --- die Angst --- wieder stieß er zu, hackte mit der Klinge --- das war kein Handwerk, das war die schiere Panik. Das Knurren und Werfen hatte kein Ende, er fühlte sich schwindelig vor Schwäche, stach aber immer noch zu, in Hals, Bauch und Rücken --- und dann ließ das Tier endlich los. Blut --- so viel Blut.

Ein wilder Schmerz wütete in seinem Arm, der leblos an ihm herunterhing.

Und dann kam plötzlich das Tier wie eine Sturzsee über ihn, riss an seinem Hals ---

Irgendetwas ergoss sich, eine schreckliche Flut strömte aus. Schwäche überfiel das Tier. Seine Kiefer lösten sich und das Knurren wurde zu einem Seufzer. Es zitterte, fiel zur Seite, schüttelte sich, wie wenn es verwirrt wäre.



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